Freitag, 22. April 2011

Gyula Bekker - Nachruf


Emlék


ist ungarisch, und heisst auf deutsch Erinnerung.


Emlék so nennt man auch eine Gedenk- feier, die zu Ehren des Verstorbenen ein Jahr nach seiner Bestattung abgehalten wird.


Und es ist tatsächlich schon ein Jahr her, seit unser lieber Gyula für immer von uns gegangen ist.


Die See-bestattung hat ja auf seinen Wunsch hin - ganz leise stattgefunden, nur seine Frau Kati und ich waren dabei -
und sein Freund Atila, der uns auf einer Yacht hinausgefahren hat auf den See.


Kati und ich fanden es deshalb richtig, dass wir auch das Emlék ganz leise machen.


Am 31. Mai haben wir uns getroffen, im Hafen von Aliga - nur Kati, Atila und ich- 
und sind hinausgefahren auf den See, in etwa an die Stelle an welcher wir im letzten Jahr seine Asche verstreut haben,
und haben kleine Schwimmlampions und viele weisse Blumen auf und in den See gesetzt.


und dabei an unseren Mann und Freund gedacht.


Es war ein hübsches Bild, die weissen Blumen und Lampions auf dem glitzernden Wasser.


Gyula hätte es gefallen.


Um uns zu erinnern, um an Gyula zu denken, brauchen wir aber keine Blumen, keine Zeremonie -


ER LEBT WEITER - IN UNSEREN HERZEN!


für seine Freunde habe ich wieder einige Fotos gemacht!




Atila erwartet uns 
im Hafen von Aliga
mit einer kleinen Yacht








Kati hat Schwimmlampions besorgt -







wir schreiben unsere Namen darauf - und entzünden die kleinen Lichter darin




und viele Blumen


weisse 
Rosen und Nelken 




Atila steuert die Stelle an, an welcher wir im letzten Jahr Gyulas Asche verstreut haben.


ziemlich genau gegenüber
vom Trial-Clubhaus


in dem wir so viele lustige Stunden mit Gyula verbracht 
haben.

Gyula - wir haben dich nicht vergessen!
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Mai 2011

Liebe Freunde,

gestern - den 19. Mai - haben wir unseren Freund Gyula bestattet.

Ganz wie er es sich gewünscht hat:

Still und leise - ohne schwarz gekleidete, traurige oder weinende Menschen -

haben seine Frau Kati und ich seine Asche von einer Yacht aus in den Balaton gestreut.

Anschliessend haben wir die vielen Ballons mit euren Namen fliegen lassen - und für all jene, die es vielleicht nicht rechtzeitig erfahren haben, haben wir namenlose Ballons auf den See gestreut. Jeder Ballon steht für einen Freund.

Das Horn der Yacht ertönte mehrere Minuten lang - der Abschied!

Es war eine Bestattung wie sie einem "Seemann" würdig war!

Ich habe für euch, die ihr nicht dabei wart ein paar Fotos gemacht!

das Foto vergrössert sich wenn man mit der Maus draufklickt!
eure Uschy

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Karfreitag 2011


Mein Freund Gyula

Gyula Bekker
16.3. 1939 bis 22.4.2011



Kennengelernt habe ich Gyula Bekker 1973 in Bischofsgrün.

Im Ravenna-Hotel (heute Kaiser-Alm) wo ich damals gearbeitet habe, da war er engagiert als Pianist.
Nachmittags alleine, am Flügel, zum Tanztee - Abends, an der Hammond-Orgel, mit seinem Kollegen Ferry als Duo Smile in der Bar.

Schnell war ich mit charmanten Ungarn befreundet.

Er hat mir erzählt von Ungarn - von seinen Eltern - seinem kleinen Bruder, und dass er ihnen gerne viele Sachen schicken würde, aber der Zoll! und dass er selbst nicht nach Ungarn fahren kann, weil er nicht mehr zurück kommen dürfte.
Für mich, jung, abenteuerlustig, mit einem nagelneuen Führerschein und einem ziemlich altem VW-Käfer war das natürlich eine Herausforderung!
Und so bin ich gestartet, an einem verschneitem Januartag, Richtung Monor (40km östlich von Budapest) mit meinem Auto, vollgepackt mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten, und einem grossen Wasserboiler oben auf dem Dach.
Nach ca 14 abenteurlichen Stunden kam ich an, bei Gyulas Familie, die natürlich genauso wenig deutsch sprach wie ich ungarisch. Die mich aber mit grosser Wärme begrüsst und aufgenommen hat.

Viele Ungarn-Reisen folgten - und mein ungarisch wurde immer besser!
1 Jahr später war ich mit Gyulas kleinem Bruder verlobt.
Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang hat unsere Pläne beendet.

Gyula und ich haben gemeinsam getrauert - und uns nie mehr aus den Augen verloren!

Wir haben gemeinsam ein Musikgeschäft eröffnet in Regensburg (orgelstudio bekker & schlichtinger) - wir hatten Filialen in Landshut, Dingolfing und Waldkraiburg.
Ausgestiegen bin ich 1986, nach der Geburt meines letzten Kindes.

Ganz klar, dass Gyula der Pate meiner Erstgeborenen - Veronika- war!

Gyula hatte inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft, und so nebenbei ein kleines Import-Imperium (TRIAL AG) für Musikinstrumente in Ungarn aufgebaut.

1996 ist Gyula wieder nach Budapest übersiedelt - und hat alle Scheine gemacht, die man als Segler braucht.
Eine neuen Leidenschaft!

Er hat an Segelrallys teilgenommen, den Atlantik überquert, und Segelboote nach Ungarn importiert.

Sein Leben war ein immerwährendes Auf und Ab, mal Millionär, mal völlig pleite - aber Gyula hat jede Minute genossen, war immer voll Humor, hatte immer einen lustigen Spruch auf den Lippen.
Viele seiner Aussprüche, in seinem komischen deutsch, sind in meiner Familie mittlerweile stehende Redewendungen

Gyula war immer auf Achse, immer voll von Ideen, immer am Machen - und immer am Erobern! All seine Verflossenen haben sich bei mir ausgeweint. Doch keine war ihm böse. Jede von ihnen wollte immer nur den charmanten Schlawiner zurückhaben!

Vor einigen Jahren hat er Kati kennengelernt, und es wurde die grosse Liebe.
Vor weniger als einem Jahr haben die beiden geheiratet.

Ganz klar, dass ich seine Trauzeugin war!

Und heute hat uns Gyula für immer verlassen!

Kati hat mich heute morgen angerufen, Gyula ist heute nacht -Karfeitag!- gestorben. Genauso wie er gelebt hat - völlig überraschend und unerwartet!

Noch kann ich es nicht glauben, dass ich meinen so lebendigen Freund nie wieder sehen, nie wieder mit ihm sprechen, nie wieder mir ihm lachen werde - er hinterlässt ein grosses Loch in meinem Leben.

Aber in meinem Herzen, in meinen Gedanken, in meiner Erinnerung - und in unzähligen meiner Anekdoten wird er weiterleben.

Gyula ich danke dir für die fast 40 Jahre dauernde Freundschaft!

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